Ist das Rennrad von Red Bull und BMC das erste F1-Fahrrad?

Es soll das schnellste Rennrad sowie auch das erste Formel 1 Fahrrad sein, welches Red Bull und BMC gemeinsam vorgestellt haben. Dem Prototyp der „Speedmachine“ sind dabei vier Jahre Forschung voraus gegangen. Das eindrucksvolle Design soll also nicht nur schön aussehen, sondern auch ein Maximum an Leistung, Fahrqualität sowie letztlich Geschwindigkeit bringen. Doch wird aus dem Prototypen auch ein in Serie gehendes Rennrad? Und ist es wirklich das allererste F1-Fahrrad, das jemals entwickelt wurde? In diesem Beitrag gehen wir der Sache einmal auf den Grund.

Das „schnellste Rennrad“ von Red Bull und BMC

Hinter dem Prototyp des (nach Aussagen der Entwickler) schnellsten Rennrads der Welt stecken Red Bull Advanced Technologies aus Österreich sowie der Fahrrad-Hersteller BMC aus der Schweiz. Dem Video nach, in dem die Speedmachine das erste Mal vorgestellt wurde, steckt darin die Formel-1-DNA, welche auch den Autos des entsprechenden Red Bull Teams eigen ist. Die Aerodynamik wurde ebenso minuziös getestet wie bei den Rennautos. Sowohl im besagten Video als auch in der Pressemeldung zum Thema wird behauptet, dass dieses Rennrad den Radrennsport nachhaltig verändern wird. Ob das zukünftig der Wahrheit entspricht, das wird sich herausstellen müssen.

Bleibt es bei dem Prototypen oder wird eine Serie daraus?

Aktuell deutet noch nichts darauf hin, dass aus den wenigen tatsächlich gebauten Modellen des Prototypen eine Serie für Rennfahrer wird. Die Speedmachine benötigt nicht zuletzt noch eine Einschätzung der UCI, dem Welt-Radsport-Verband. Bei Hobby-Rennfahrern dürfte das Rad sowieso ein großes Loch ins Konto brennen. Von einer für alle zugänglichen Serie mit Verkauf im Ladengeschäft müssen wir hier also nicht sprechen. Ob und wann es eine größere Produktion gibt, das wird wahrscheinlich erst dann von Red Bull Advanced Technologies und BMC entschieden, wenn sich das „schnellste Rennrad der Welt“ in echten Rennen beweisen durfte.

Das erste Rennen mit dem neuen „Formel 1“-Rennrad

Der erste Test unter Wettkampf-Bedingungen soll dabei nicht bei einem klassischen Radrennen stattfinden, sondern bei einem Triathlon. Ausgewählt wurde dafür die Weltmeisterschaft der Ironman-Wettkämpfe in St. George in Utah, USA. Wer das Rad dann fahren wird, steht bereits fest. Es handelt sich um Patrik Nilsson. Er ist nicht nur ein Athlet im Team von Red Bull, sondern auch BMC Ambassador. Patrik Nilsson liefert mit der neuen Speedmachine also ein werbewirksames Gesamtpaket und wird sicherlich sein Bestes geben, um die vier Jahre lang entwickelte Neuheit gut aussehen zu lassen.

Ist die Speedmachine wirklich das erste Formel-1-Rennrad?

Dass Autohersteller sich auch in den Bereich der Fahrräder vorwagen, das ist nichts Neues. Weder das Engagement von Red Bull Advanced Technologies in diesem Bereich noch die Zusammenarbeit mit BMC können also als Weltneuheit bezeichnet werden. Bereits in 2009 ging McLaren diesen Schritt und brachte nach einigen Forschungen und mehreren Prototypen in 2010 das Venge genannte Roadbike heraus. Ab dem Frühjahr 2011 konnte man es kaufen. Ein Jahr später kam das Aston Martin One-77 heraus, von dem nur 77 Stück gefertigt wurden – aber immerhin könnte man auch dieses Bike als Formel-1-Rennrad bezeichnen.

Und während die benannten Räder von McLaren und Aston Martin nicht in Zusammenarbeit mit BMC entstanden, so hat der Schweizer Fahrrad-Hersteller dennoch schon mehrmals seine Hände mit im Spiel gehabt, als ein Fahrrad mit Bezug auf Rennautos erschaffen werden sollte. In 2013 kam zum 50-jährigen Bestehen von Lamborghini eine limitierte Serie von 50 Rennrädern heraus. Und das sind nur ein paar der Beispiele, die man in diesem Bereich aufzählen kann. Zum Beispiel gab es in 2017 ein Rennrad, das in Zusammenarbeit von Ferrari und Bianchi entstand. Die neue Kooperation von Red Bull und BMC ist also keine Weltneuheit.

Übersicht einiger Rennräder mit Beteiligung von Autoherstellern / Formel 1 Teams:

  • 2010: Montante for Maserati (Kooperation von Montante Cicli und Maserati)
  • 2011: McLaren Venge (Kooperation von Specialized und McLaren)
  • 2012: Aston Martin One-77 (Kooperation von Factor mit Aston Martin)
  • 2012: BMC Impec Automobili Lamborghini Edition
  • 2013: BMC Impec Lamborghini 50th Anniversary Edition
  • 2017: Bianchi Specialissima SF01 in Zusammenarbeit mit Ferrari
  • Zwischendurch sicher einige weitere, die wir vergessen haben
  • 2022: BMC Speedmachine in Zusammenarbeit mit Red Bull Advanced Technologies

Gutes Marketing für die beteiligten Firmen

Schaut man sich also die Geschichte der Kooperationen von Fahrradherstellern und Autoherstellern bzw. Teams aus der Formel 1 an, dann erkennt man schnell: die Speedmachine ist nicht das erste Rennrad, welches ihren Ursprung in einer solchen Zusammenarbeit fand. Dennoch sind entsprechende Behauptungen immer ein funktionierendes Werkzeug, um die Werbetrommel zu rühren und Fachmagazine, Sportinteressierte sowie andere Teams auf sich aufmerksam zu machen. Und nicht zuletzt holt es die Erinnerung an die zuvor geschaffenen Formel 1 Rennräder zurück, wie unsere Liste ja gezeigt hat. Das Interesse ist nun also geweckt. Wir sind dabei sicher nicht die einzigen, die neugierig auf erste Rennergebnisse warten werden.

Fazit zur Speedmachine von Red Bull Advanced Technologies und BMC

Ein vier Jahre lang entwickeltes Rennrad, welches das Wissen und die Fähigkeiten von BMC sowie die Aerodynamik-Kenntnisse des Red Bull Formel 1 Teams bündelt, ist sicher einen Blick wert. Allerdings sollte man sich dabei nicht von allen hochtrabenden Aussagen blenden lassen. Es handelt sich vielleicht um ein leichtes und schnelles Rennrad – eventuell sogar um das schnellste –, aber es ist nicht das weltweit erste Rennrad, das aus der Zusammenarbeit eines Rennauto- und eines Rennrad-Herstellers hervor ging. Diese Aussage konnten wir zwar widerlegen, freuen uns aber trotzdem auf die ersten Ergebnisse der BMC Speedmachine bei Wettkämpfen. Für die Ironman Weltmeisterschaft drücken wir Patrick Nilsson die Daumen.